Wildfisch- und Gewässerschutz 1985 Wernigerode e.V.

Autor: Christian Reinboth

http://www.wildfisch-wernigerode.de

Erfolgreiche Aktion zur Wiederherstellung der Fischdurchgängigkeit am Fischaufstieg H6

Gemeinsam haben Mitglieder des Wildfisch- und Gewässerschutz Wernigerode e.V. – namentlich Uli Eichler, Klaus Rathke, Bernd Lochau und Dieter Schramm – den Fischaufstieg Holtemme 6 (H6 an der Graf-Henrich-Brücke in der Nähe des Harzklinikums) von Schwemmgut, Sediment und Müll befreit, um den Fischen wieder eine ungehinderte Passierbarkeit zu ermöglichen.

H6 vor der Säuberung – gut erkennbar hat sich hier eine Menge Müll angesammelt.
H6 nach der Säuberung – für Fische wieder deutlich besser passierbar.

Vor etwa einem Jahr wurde vom Unterhaltungspflichtigen der Holtemme, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW), hier eine Steinreihe zur Leitung der Strömung am Fischaufstieg errichtet. Ein lobenswerter Schritt, jedoch wurde ein Stein an der Prallhangseite vergessen, was bei starker Wasserführung dazu führt, dass der Fischaufstieg zugeschwemmt wird. Doch wir bleiben nicht untätig – und der fehlende Stein kann sicherlich noch ersetzt werden.

Der Fischaufstieg H6 (Raugerinne-Beckenpass) war übrigens der erste seiner Art in Wernigerode. 1996 für damals 40.000 D-Mark erbaut und von der Stadt sowie der Hasseröder Brauerei GmbH finanziert, markierte er den Beginn des größten Renaturierungsprojekts der Stadt – der Schaffung der ökologischen Durchgängigkeit von Holtemme und Zillierbach. In den Jahren von 1996 bis 2012 wurden insgesamt 23 Querbauwerke durch Rückbau oder Einbau von Fischaufstiegen fischpassierbar umgestaltet – eine bemerkenswerte Leistung, die in Deutschland ziemlich einzigartig sein dürfte.

Klaus Rathke, Bernd Lochau und Dieter Schramm nach getaner Arbeit.

Als Wernigeröder tragen wir eine besondere Verantwortung für unser Wappentier, die Bachforelle. Dank der Renaturierung kann sie nun wieder ungehindert in ihre angestammten Lebensräume, die Oberläufe der Fließgewässer, ziehen, um dort erfolgreich zu laichen.

Besonders lohnenswert ist ein Besuch am Standort H6 auch deshalb, weil hier eine informative Tafel über den Lebensraum Fließgewässer zu finden ist. Zudem wurden ein Sonderstempelkasten der Harzer Wandernadel sowie eine Holzbank mit kunstvollen Forellenskulpturen errichtet. Ein Besuch lohnt sich also nicht nur für Naturliebhaber, sondern für alle, die sich für den Schutz unserer heimischen Gewässer einsetzen.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Flüsse und Bäche weiterhin Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora sind!


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Praxisnahe Umweltbildung in Wernigerode – das Projekt „Gewässer – am Puls des Lebens“

Der Wildfisch- und Gewässerschutz Wernigerode 1985 e.V. ist maßgeblich am Umweltbildungsprojekt „Gewässer – am Puls des Lebens“ beteiligt. Der Verein hat bereits vor Jahrzehnten das bedeutendste Renaturierungsprojekt in der Stadt Wernigerode angeschoben und bis heute fachlich begleitet: Die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit von Holtemme und Zillierbach. Dabei wurden innerhalb von 16 Jahren (1996-2012) insgesamt 23 Querbauwerke durch Rückbau oder durch den Einbau von Fischaufstiegen fischpassierbar gemacht. Dank der dadurch entstandenen Biotopvernetzung von Holtemme und Zillierbach können inzwischen die Bachforellen – immerhin die Wappentiere der Stadt Wernigerode und des Landkreises Harz – wieder zur Laichzeit in die kiesigen und sauerstoffreichen Oberläufe der Fließgewässer schwimmen, um dort erfolgreich zu laichen.

Der Fischaufstieg H7 (Schlitzpass) in der Holtemme.

Die rückgebauten oder überwundenen Querbauwerke wurden übrigens schon vor mehr als 500 Jahren in Wernigerode errichtet, um Wasser anzustauen und Mühlgräben zum Antrieb von Mühlrädern abzuleiten. Um Einheimischen wie Besuchern diese Fischaufstiege und den Lebensraum Fließgewässer zu erklären, wurden zwei Naturlehrpfade angelegt:

  1. Rundwanderweg Fischaufstiege (stromaufwärts, 12 km): Dieser Weg führt die Holtemme hoch nach Hasserode, dann weiter hinauf zum Armeleuteberg (Wasserscheide) und wieder hinab zum Zillierbach durch das Mühlental in Nöschenrode.
  2. Erlebniswelt Bachforelle (8 km): Dieser Weg führt von der Glasmanufaktur Derenburg die Holtemme hinauf bis nach Wernigerode. In einem Begleitheft werden Fragen gestellt, die anhand von acht Aufstellern am Gewässer beantwortet werden können. Für die Lösung der anspruchsvollen Fragen bekommt man als Belohnung in der Tourist-Information Wernigerode einen kleinen Forellen-Pin.

Das Umweltbildungsprojekt „Gewässer am Puls des Lebens“ vermittelt den Wernigeröder Grundschülern und Kitas viel Wissen über Fauna und Flora im Lebensraum Fließgewässer. Der Verein unterstützt jedoch nicht nur dieses Projekt, sondern setzt sich aktiv für den Schutz der heimischen Fischfauna ein. So werden etwa vor geplanten Wasserbaumaßnahmen die Fische im Baustellenbereich elektrisch gefangen und in ungefährdete Gewässerabschnitte umgesetzt. Dadurch werden nicht nur die gefährdeten Fische gerettet, sondern gleichzeitig auch Fischbestands-Kontrollen durchgeführt. Außerdem ist vorgesehen, gemeinsam mit dem Verein für Angler und Naturfreunde Wernigerode bis zum Beginn der nächsten Laichzeit eine Forellen-Brutstation auf dem Gelände der Kläranlage Silstedt in Betrieb zu nehmen. Hier soll der Laich der autochtonen Bachforelle aus der Holtemme erbrütet werden.

Die Fischführungen – hier noch mit unserem 2023 verstorbenen, langjährigen Vorsitzenden Otfried Wüstemann am Elektrofischgerät – erfreuen sich bei Schülerinnen und Schülern aller Altersgruppen regelmäßig großer Beliebtheit.

Besuch von Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert in Wernigerode

Am Donnerstag, den 21. März 2019, konnte der Wernigeröder Wildfisch- und Gewässerschutzverein die Umweltministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Prof. Dr. Claudia Dalbert, in Wernigerode begrüßen. Begleitet von den beiden Vereinsvorsitzenden Otfried Wüstemann und Ulrich Eichler sowie von zahlreichen Vereinsmitgliedern, besichtigte Ministerin Dalbert drei Fischaufstiege (H1, H8 und H9) an der Holtemme und informierte sich über die vielfältigen Aktivitäten des Vereins zum Schutz der heimischen Wildfisch-Arten. Teil der Begehung war auch eine von Ulrich Eichler und Otfried Wüstemann durchgeführte Elektrobefischung, in deren Rahmen zahlreiche Forellen sowie sogar einige geschützte Groppen festgestellt und – selbstverständlich – unverletzt wieder ins Gewässer entlassen werden konnten.

Otfried Wüstemann, Prof. Dr. Claudia Dalbert und Ulrich Eichler.
Otfried Wüstemann, Prof. Dr. Claudia Dalbert und Ulrich Eichler (v.l.n.r.). [Foto: Christian Reinboth]

Die Arbeit des Vereins hat über die Jahre erheblich dazu beigetragen, dass sich ökologischer Zustand und ökologische Durchlässigkeit von Holtemme und Zillierbach soweit verbessert haben, dass die Bachforelle (Salmo trutta) als Wappentier sowohl der Stadt Wernigerode als auch des Landkreises Harz mittlerweile wieder von jeder Brücke in Wernigerode beobachtet werden kann – ein Erfolg, der auch mit einem erheblichen touristischen Mehrwert verbunden ist. Seit der Einweihung des letzten Fischaufstiegs im Jahr 2011 wendet sich der Verein neuen Zielen und Aufgaben zu.

Elektrobefischung in der Holtemme durch Ulrich Eichler und Otfried Wüstemann.
Elektrobefischung durch Ulrich Eichler und Otfried Wüstemann. [Foto: Christian Reinboth]

Im Mittelpunkt der Arbeit stehen derzeit insbesondere die Verbesserung der Gewässerstruktur und die Wiederansiedlung des Edelkrebses in den Harzgewässern, dessen Restbestände durch die Einwanderung des amerikanischen Flusskrebses gefährdet sind. Darüber hinaus engagiert sich der Verein für das Projekt „Bodelachs“ (die Wiederbesiedlung der Bode und deren Zuflüsse mit Meerforellen und Lachsen) und hofft, dass sich auch das Umweltministerium und insbesondere die Umweltministerin für die Realisierung dieses ehrgeizigen Vorhabens einsetzen werden.

Begutachtung des 1996 errichteten ersten Fischaufstiegs von der Graf-Henrich-Brücke.
Begutachtung des ersten Fischaufstiegs von der Graf-Henrich-Brücke. [Foto: Christian Reinboth]

Aufgrund des Umweltsofortprogramms, in dessen Rahmen bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit umgesetzt werden konnten, sowie aufgrund des kürzlich neu aufgelegten Artenhilfsprogramms, überreichte der Wildfisch- und Gewässerschutz 1985 Wernigerode e. V. Ministerin Dalbert mit der „Goldenen Forelle“ die höchste Auszeichnung des Vereins zum Dank für das bisherige und zukünftige Engagement in Sachen Fischartenschutz.

Übergabe der "Goldenen Forelle" an Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert.
Übergabe der „Goldenen Forelle“ an Umweltministerin Dalbert. [Foto: Christian Reinboth]